Science Story – Closed Loop PhD Projekt

Kreislaufwirtschaft im Automobilsektor: Von der Vision zum Pilotprojekt
Die Automobilindustrie gehört zu den rohstoffintensivsten Branchen Europas – mit entsprechend intensivem ökologischem Fußabdruck. Besonders im Fokus stehen Hochleistungskunststoffe wie Polyamide (PA6, PA66): unverzichtbar für sicherheits- und funktionskritische Anwendungen, aber bislang kaum im geschlossenen Kreislauf recycelbar. Genau hier setzt ein gemeinsames Forschungsprojekt an: Die Doktorandin Carina Barbara Antonin entwickelt zusammen mit Hirschmann Automotive und dem ACR-Institut V-Research ein Kreislaufmodell, das reale Lieferketten simuliert und Chancen wie auch Hürden auf dem Weg zur zirkulären Wertschöpfung sichtbar macht.

Europäischer Handlungsdruck
Mit dem European Green Deal und dem Circular Economy Action Plan (CEAP) hat die EU ambitionierte Ziele formuliert. Die überarbeitete End-of-Life Vehicles (ELV)-Richtlinie schreibt erstmals verpflichtende Quoten für den Einsatz von Rezyklaten in Fahrzeugen vor. OEMs und Zulieferer stehen daher unter Druck, geschlossene Materialkreisläufe einzuführen – und dies transparent in ihren Nachhaltigkeitsstrategien zu dokumentieren.

Forschungsfokus Polyamide
Carina untersucht, wie Post-Consumer-Polyamide aus Altfahrzeugen wieder in Fahrzeugkomponenten integriert werden können. Dabei betrachtet das Projekt nicht nur die technische Machbarkeit, sondern auch ökonomische, ökologische und regulatorische Aspekte. Neben Materialtests umfasst der Ansatz Lebenszyklusanalysen (LCA) sowie die Einbindung relevanter Stakeholder entlang der gesamten Lieferkette.

Erste Ergebnisse und Highlights
Pilotmengen erfolgreich aufbereitet: In enger Kooperation mit OEMs, Recyclern und Compoundeuren konnten erste Materialströme für PA6/PA66 identifiziert und vorbereitet werden.
Laborversuche gestartet: Mit gezielten Sortierverfahren und begleitenden Tests wurden definierte Materialströme erzeugt – ein wichtiger Schritt, um Rezyklate zuverlässig in Bauteile zu integrieren.
Ökologische Analyse vorbereitet: Ein LCA-Framework vergleicht Virgin- und Rezyklatmaterialien systematisch und liefert belastbare Daten für nachhaltige Entscheidungen.
Stakeholderdialog intensiviert: Durch Workshops, Meetings und enge Abstimmung mit Industriepartnern entstehen realistische Szenarien für geschlossene Lieferketten.

„Mich fasziniert vor allem der menschliche Aspekt dieses Projekts: Es zeigt, dass Kreislaufwirtschaft nur funktioniert, wenn Industriepartner aktiv miteinander im Austausch stehen und ein gemeinsames Verantwortungsbewusstsein entwickeln. Ohne diesen Dialog gäbe es weder innovative Lösungen noch einen echten Closed Loop.“
Carina Barbara Antonin, Doktorandin & Projektverantwortliche

Bedeutung für Wirtschaft und Wissenschaft
Das Projekt leistet einen wesentlichen Beitrag zur Schließung einer zentralen Forschungslücke: der zirkulären Nutzung von Hochleistungskunststoffen im Automobilsektor. Es verbindet praxisorientierte Industriekooperation mit wissenschaftlicher Methodik. Vier Forschungsdimensionen strukturieren den Ansatz: technische Machbarkeit, ökonomische und regulatorische Rahmenbedingungen, ökologische Bewertung sowie die Rolle von Stakeholdern in zirkulären Wertschöpfungsnetzwerken. Das Projekt liefert damit wertvolle Impulse für die Transformation hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.

Bildcredits: Carina Barbara Antonin, Hirschmann Automotive

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